Zur Lage im E-Commerce in Q3, 2023

von | Dez 19, 2023 | Tipps + Tricks für eCommerce | 0 Kommentare

Es geistern beunruhigende Zahlen durch Presse und Fachmagazine. Von 14% Umsatzverlust im E-Commerce ist die Rede.

Isoliert betrachtet ist das wahrscheinlich für jeden erst einmal ein kleiner Schock, doch wir möchten euch eine Einschätzung geben. Damit möchten wir euch zeigen, wie ihr die Lage des E-Commerce in Deutschland besser einordnen könnt.

Mit diesem Blockbeitrag wollen wir euch erst einmal einen Überblick über die Gesamtsituation verschaffen. Dazu ist es aber nötig, dass wir bis zurück zum Januar 2020 blicken.

Im Januar 2020 erreichte die Covid-19-Pandemie Deutschland. Es folgten Kontaktbeschränkungen, Lockdown light und eine Bundesnotbremse. Eine große Veränderung für alle und auch für den stationären Handel, der großteils eingestellt wurde.

Trotz dieser ungewöhnlichen Situation setzte der E-Commerce im ersten Coronajahr zu seinem Aufstieg an, der im bisherigen Rekordumsatzjahr im Folgejahr 2021 seinen Höhepunkt erreichte. Hier liegt auch die Ursache in der aktuell negativen Einschätzung der Entwicklung des Onlinehandels.

Nach über zwei Jahren Pandemie war das stationäre Einkaufen wieder möglich, kulturelle Einrichtungen durften  wieder öffnen und auch Reisen war wieder möglich und gefragt.

Nach dem Höhepunkt im Online-Handel im Jahr 2021 gilt 2022 als das erste Jahr mit negativem Wachstum im Online-Handel überhaupt. Kehren die Menschen nach der Pandemie dem Online-Handel wieder den Rücken zu?

Nein, auch 2022 war für den E-Commerce ein erfolgreiches Jahr; jedoch nicht vergleichbar mit dem Jahr 2021, an dem der Erfolg gern gemessen wird. Außerdem herrscht seit Februar 2022 wieder Krieg in Europa. Die damit einhergehenden Ängste, Lieferengpässe und vor allem die Energiekrise dämpfen die globale Wirtschaft.

Der anhaltende Umsatzabschwung ist, um es kurz zu fassen, zwei wesentlichen Faktoren geschuldet:

1. Der beispiellose Umsatz-Höhenflug mit durchschnittlich 25% Zuwachsraten 2020 & 2021 führte zu überhöhten Erwartungen an die Folgejahre, die nicht erfüllt werden können. Diese Jahreszahlen sollten als Booster verstanden werden und nicht als Referenz für nachhaltiges Online-Wachstum.

2. Die konjunkturschwache Konsumstimmung, bedingt durch die hohe Ausgabenbelastung der Privathaushalte, Inflation, Rezession und unsichere politische Lage lassen Umsätze sinken.

    Das bedeutet eindeutig, dass die rückläufige Umsatzentwicklung im E-Commerce nicht als Zeichen verminderter Zufriedenheit mit dem Online-Handel zu verstehen ist. Eher machen die Pandemiejahre deutlich, was der Online-Handel leisten kann und wozu er fähig ist.

    „Die weiterhin hohe Kundenzufriedenheit und Bestellfrequenz – wenngleich für geringere Summen – zeigen deutlich, dass die Umsatzrückgänge nicht auf Schwächen der Handelsform E-Commerce beruhen, sondern auf konjunkturellen Effekten“.  Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (BEVH).

    Erklären wir es mit einem Gedankenexperiment:

    Wir wagen die These, dass in einer Welt ohne Covid-19 Pandemie der E-Commerce nicht so schnell gewachsen wäre.

    Zwar zeigte die Kurve bis 2021 stetig nach oben, doch auf die Jahre gemittelt erzielte der Online-Handel in Deutschland seit 2015 im Schnitt eine Zuwachsrate von ca. „lediglich“ 10% pro Jahr. Der plötzliche Anstieg 2020 (+33%) und 2021 (+16%) sind also auf die Pandemie zurückzuführen.

    Theoretisch betrachtet ist die Umsatzentwicklung im E-Commerce seit 2022 nachlassend.
    Dennoch hat sich der NettoHandelsumsatz im Online-Handel seit 2020 kontinuierlich über 50% Umsatzplus, im Vergleich vor der Pandemie bewegt.

    Somit ist es normal, dass der steile Anstieg durch die Extremsituation, einen graduellen Abstieg nach sich zieht, nachdem die Corona Krise überstanden ist. Der pandemiebedingte Boom flaut auf das neue Normal ab und dieses ist zurzeit krisengeschüttelt und konjunkturschwach. 

    Verglichen mit Q3 des Vorjahres (2022) zeigt sich branchenübergreifend in Q3/2023 ein Umsatzrückgang um 14%.

    „Aus Verbrauchersicht hat sich in den vergangenen Monaten nichts fundamental verbessert: Die Ausgabenbelastung der Privathaushalte bleibt hoch, die Gesamtwirtschaft steuert in eine Rezession. Davon kann sich der Onlinehandel nicht abkoppeln“. – Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (BEVH).

    Davon sind auch alle fünf Warencluster betroffen. Die stärksten Umsatzrückgänge mussten die Cluster Unterhaltung mit -18,9% und Bekleidung mit -17,5% verzeichnen, die Umsätze mit Waren des täglichen Bedarfs gingen um 10,2% zurück.

    Zurzeit lässt die Aussicht auf das vierte Quartal 2023 keine wesentlichen Änderungen vermuten, und auch zukünftig wird es wahrscheinlich keine Änderungen geben.

    Eine Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ zeigt, dass jeder vierte Verbraucher in der Vorweihnachtszeit weniger ausgeben möchte.

    Daher unser Appel an euch:

    Orientiert euch daran, wie wo euer Business vor den Pandemiejahre stand und macht euch dadurch eure Stärken und Schwächen bewusst. Prüft kennzahlengestützt die Sortiments-, Kunden- und Umsatzahlen. Prüft eure Marge, diskutiert intern, wie weit und ob überhaupt Ihr euch an den E-Commerce Feiertagen in Q4 aus dem Fenster lehnen wollt. Hier besteht die Gefahr, dass man sich durch Rabatte Umsatzzahlen erkauft, die jedoch kaum oder sogar keinen Deckungsbeitrag generieren. Fahrt auf Sicht und wirtschaftet konservativ.

    Betrachtet die Pandemiejahre als Ausnahmesituation. Dennoch geht der Online-Handel gestärkt aus dieser Zeit hervor, da er operativ stärker sowie flexibler aufgestellt ist. Auch wenn die momentane wirtschaftliche Lage nicht mit der vorherigen zu vergleichen ist, ist durch die Pandemie die Online-Affinität vieler Menschen deutlich größer, was eure Zielgruppe vergrößert hat

     

    Quellen:

    https://bevh.org/detail/onlinehandel-ohne-positive-impulse

    https://bevh.org/detail/bevh-branchenbarometer-q3-2023

    https://bevh.org/detail/wird-schmalhans-weihnachtsmann

    https://www.e-commerce-magazin.de/konsumverhalten-verbraucher-wollen-in-der-hochsaison-sparen/

    https://neuhandeln.de/e-commerce-unter-vor-corona-niveau/

    KATEGORIEN

    Karriere bei MoSeven

    Mache mit uns Social Commerce groß!Du suchst neue Herausforderungen und suchst einen Job, bei dem Transparenz, Nachhaltigkeit, Begeisterung und Vertrauen groß geschrieben werden? Bei dem du morgens auf die Uhr guckst und dich auf deinen Arbeitstag freust, weil du dich...

    Die wichtigsten E-Commerce-Plattformen

    Die Wahl der richtigen E-Commerce-Plattform ist entscheidend für den Erfolg eines Onlineshops. Ob Start-up, mittelständisches Unternehmen oder Großkonzern - die Anforderungen und Bedürfnisse an eine Online-Verkaufsplattform sind vielfältig und individuell. In diesem...

    Social Media 2024: Mehr Zeit, neue Trends und neue Chancen

    Allein in Deutschland liegt die durchschnittliche Zeit, die täglich auf Social Media verbracht wird, bei eineinhalb Stunden. Wer jetzt denkt, das sei viel, der täuscht sich, denn damit liegen wir weit unter dem weltweiten Durchschnitt. Wie viel Zeit verbringen...

    Microsoft investiert Milliarden in das Rheinische Revier: Eine Chance für die Zukunft

    Die Ankündigungen von Microsoft vor wenigen Monaten, Milliarden in den Bau von zwei riesigen Rechenzentren im Rheinischen Revier zu investieren, haben eine Welle der Begeisterung und Erwartung in der Region ausgelöst.Ein Blick auf die InvestitionMicrosoft plant, zwei...

    Verheerender Fachkräftemangel in Deutschland

    Als Fachkräftemangel wird eine Situation bezeichnet, in der eine nennenswerte Anzahl offener Stellen nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte zur Verfügung stehen. Anzeichen für einen Fachkräftemangel in einer...

    KI ist in aller Munde – aber was bedeuten starke und schwache KI?

    Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern begleitet uns bereits in unserem täglichen Leben.   Starke KI – Potenzial und Ziel Die so genannte Starke künstliche Intelligenz strebt danach, ein umfassendes Verständnis für komplexe Probleme...

    Vorteile eines papierlosen Büros

    Da im Durchschnitt jeder deutscher jährlich 244 Kilo Papier verbraucht, streben vielen Unternehmen nach effizienteren und umweltfreundlichen Arbeitsprozessen. Das Konzept des papierlosen Büros ist ein großer Schritt in diese Richtung. Es verspricht nicht nur eine...

    Die Zukunft der Digital Experience: KI – größte technologische Revolution, die wir je erleben werden

    Contentsquare geht in ihrem CX Circle Magazine 2023 der Frage nach, wie sich Unternehmen an die neue Art Kunden anpassen (müssen). Neue Art Kunden? Die letzten Jahre haben branchenübergreifend eine massive Verschiebung bei der Einstellung, dem Verhalten und den...

    KI im Mittelstand

    Intelligente Lösungen für den Mittelstand: Wie KI Vertrieb, Mitarbeitergewinnung und Produktion optimiert Im letzten Monat war MoSeven beim Event “Mit KI Zurück in die Zukunft – Künstliche Intelligenz und das Metaversum vereinen Unternehmen“ des Mittelstand-Digital...

    Hochsaison im E-Commerce

    Die Hochsaison 2023 steht vor der Tür: Für viele Onlinehändler beginnt die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Das erfordert eine sorgfältige Planung. Das vierte Quartal und vor allem die Adventszeit läuten die Hochsaison im Onlinehandel ein. Hier sind die Verbraucher...